Tavira
Aufmerksame Leser, also ihr, werden jetzt vielleicht sagen: Moment, wieso steht „Ferragudo“ über dem Beitrag, er wollte doch nach Tavira?!
Gut aufgepasst! Da fahre ich auch hin.
Als erstes verpasse ich aber mal, mich beim portugiesischen elektronischen Mautsystem zu registrieren.
Das lese ich aber erst später im Internet.
Als ich über die Grenze komme, sehe ich irgendeine Anlage rechts der Autobahn. Das steht was von „tourist“ oder so.
Drive in Touristeninformation? Sieht aber auch ein bisschen wie eine Mautstation aus.
Bevor ich mir so richtig Gedanken darüber machen kann, bin ich schon vorbei.
Das portugiesische System ist unübersichtlich.
Es gibt automatische Mautstrecken über die Erfassung des Nummernschildes und voriger Registrierung einer Kreditkarte.
Tickets, die man beim Auffahren zieht und beim Abfahren, je nach gefahrener Strecke, zahlt.
Und Strecken, wo an bestimmten Stationen einfach ein fester Betrag bezahlt wird.
Ich registriere mich später noch online, ob das geklappt hat, weiß ich nicht.
Als Schwarzfahrer lande ich am ausgesuchten Campingplatz.
Der ist aber noch, oder grundsätzlich, geschlossen.
Ein anderer Platz, auf dem ich vor 28 Jahren schon einmal war, liegt sehr schön auf einer Insel vor Tavira.
Es gibt aber nur kleine Boote hinüber, daher können dort nur Zelte hin.
Einen weiteren Platz gibt es noch in Tavira. Er liegt etwas außerhalb, man muss 50 min mit dem Bus in den Ort fahren.
Das passt mir zwar nicht, aber jetzt bleibt ja nur noch dieser Platz.
Ich checke ein und gehe dann über den Platz, um mir eine schöne Ecke für meinen Bus zu suchen.
Der Platz ist scheußlich! Er hat den Charme eines Supermarkt-Parkplatzes mit Waschhäusern.
Alles in Reih und Glied in parallelen Straßen, kaum Schattenbäume, wenig Grün.
Als ich dann noch Camper, die es offensichtlich mit gesunder Ernährung nicht so genau nehmen, in der prallen Sonne in ihre Campingstühle gegossen sehe, wird mir klar, dass ich nicht hier bleiben kann.
Ich gehe zurück zur Rezeption, gebe die Zutrittskarten für mich und das Auto zurück, sage „Sorry“ und gehe wieder.
Dann eben gleich zum zweiten Ziel an der Algarve, Ferragudo.
Ferragudo
In Ferragudo war ich ebenfalls vor 28 Jahren schon einmal.
Mit meiner damaligen Freundin, späteren ersten Frau, hatten wir dort eine wunderschöne, einsame Bucht entdeckt.
Da man nur bei Ebbe von der Nachbarbucht oder durch eine Klettertour an einer steilen Felswand in die Bucht gelangen konnte, waren wir dort meistens allein.
Ich möchte doch mal sehen, ob ich diese Bucht wiederfinde und ob sie immer noch so zauberhaft ist.
Der Campingplatz ist es nicht.
Er ist riesengroß, von meinem Platz zur Rezeption gehe ich 6 1/2 min (zügig!), ich habe es gestoppt.
Ich fahre erst mal drei Runden über den Platz, da ich den mir zu gewiesenen Bereich nicht finde.
Es sind aber fast nur Dauercamper auf dem Platz, der Bereich für Wohnmobile umfasst gerade mal 8 Stellplätze, während meiner Zeit sind davon einer (ich) bis drei belegt.
Die Dauercamper sind jetzt noch nicht da, dadurch wirkt der große Platz seltsam ausgestorben.
Warum das Waschhaus trotzdem so stinkt, weiß ich auch nicht.
Als ich gerade aufgebaut habe, kommt ein junger Mann vorbei und fragt mich, ob der Platz immer so tot ist.
Das kann ich ihm auch nicht richtig beantworten, aber da wir jetzt immerhin schon zwei sind, beschließen wir, gemeinsam zu Abend zu essen.
David ist für 5 Wochen zu Fuß an Portugals Küsten unterwegs. Alles was er braucht, trägt er auf dem Rücken.
Er feiert mit der Wandertour seine Masterarbeit und verarbeitet auch noch ein bisschen die Trennung von seiner Freundin vor ein paar Monaten.
Wir haben einen sehr schönen Abend mit einem leckeren Essen, sprechen über das Unterwegssein, Trennungen, richtige Agrarpolitik und noch einiges andere.
Am nächsten Morgen um 8:00 bricht David auf, Wanderer müssen früh auf den Weg.
Ich gehe meine Bucht suchen.
Ich finde sie auch tatsächlich.
Sie ist noch immer so wunderschön und einsam wie vor 28 Jahren, allerdings habe ich den Weg dorthin deutlich weniger bebaut in Erinnerung.
Da gerade keine Ebbe ist, nehme ich den Weg über die Felsen.
Wenn ich nicht die Erfahrung hätte, dass dieser Weg vor 28 Jahren ja auch geklappt hat, hätte ich mich wahrscheinlich nicht über den Rand der Klippe geschwungen.
Ich übersehe dabei geflissentlich, dass meine Beweglichkeit in fast 30 Jahren etwas gelitten haben könnte.
Ich komme gesund unten an und bewundere den feinen Sand, das klare Wasser, die Felsen.
Am nächsten Tag verbringe ich dort fast den ganzen Tag, lese (durch Grotten im Felsen gibt es Schatten), sonne mich und schwimme um den vorgelagerten Felsen.
Sonst hat Ferragudo nicht so viel zu bieten.
Es gibt noch ein paar andere Strände, die aber mit Zufahrt und Strandrestaurant weniger attraktiv sind.
In der Innenstadt, ca. 30 Gehminuten vom Campingplatz, gibt es ein paar Geschäfte, Restaurants und zwei, drei schöne Straßen des alten Ortskerns.
Gegenüber, auf der anderen Seite eines Flusses, der hier ins Meer mündet, liegt die größere Stadt Portimão.
Daher fahre ich nach 3 Tagen weiter an der Algarve Richtung Westen.
Hi Christian,
das klingt so lustig vor 28 Jahren… Irgendwie so alt 😉
Und die Bilder sind genauso schön wie 1990. Ich habe mich schon damals nicht getraut hinunterzuklettern und habe mich todesmutig in die Fluten gestürzt um die Bucht zu erreichen.
Hab noch viel Spaß in Portugal und liebe Grüße
Anolee
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