Lissabon
Nach turbulenten Wochen in unseren Leben entscheiden wir uns montags am Donnerstag nach Portugal zu fliegen, um väterlichen Rat einzuholen.
Glücklicherweise landen die Flüge aus Bristol und Hamburg nahezu zeitgleich in Lissabon und da wartet auch schon der braun gebrannte, von Abenteuern gezeichnete Vater.
Modern wie das Väterchen ist, nehmen wir ein Uber zum Hostel.
Der Fahrer gibt uns enthusiastisch, in kaum verständlichem Englisch, Tipps für die schönsten Strände nördlich von Lissabon.
Mit der historischen Straßenbahn fahren wir dann noch in die Innenstadt und schlendern ein bisschen durch die Straßen.
Dank Papas ausgezeichneten Google-Kenntnissen schaffen wir dann etwas, das Bente aufgrund ihrer bisherigen Lissabon Erfahrungen nicht für möglich gehalten hat: wir finden ein komplett veganes Restaurant mit leckerem Buffet!
Beim Essen gründen wir eine kleine Selbsthilfe- und Entscheidungsgruppe und erzählen reihum von unseren Problemen.
Am nächsten Morgen spazieren wir am Tejo entlang zu einem Seefahrer-Denkmal und dem Torre de Belém, ein reich verzierter Leucht- und Verteidigungsturm aus dem 16. Jahrhundert. Leider kündigt sich das Wetter für die nächsten Tage schon an und es fängt ein bisschen an zu regnen.
Wir lernen dann auch noch Papas alten Homie David kennen und essen eine traditionelle Pastel de Nata.
Wir alten Frauen legen uns zwischen die Touristen auf die Stufen ans Wasser und machen ein kleines Schläfchen.
Cascais
Anschließend fängt auch für uns das Busleben an und es geht zu unserem ersten Campingplatz bei Cascais. Obwohl wir eine Fußstunde vom Zentrum des kleinen Städtchens entfernt sind, finden wir ganz in der Nähe ein sehr leckeres indisches Restaurant. Erst sind wir ein bisschen misstrauisch, denn als wir reinkommen ist das Restaurant komplett leer. Wir werden eine Treppe hoch geschickt und da gibt es noch einen zweiten Raum, der fast komplett voll ist. Entsprechend gut ist auch das Essen.
Am Morgen erkunden wir bei stürmischem Wetter eine unter Naturschutz stehende Düne, die man auf einem Holzweg bewandern kann.
Oben an der Küste kann man sich in den Wind legen ohne umzufallen.
Wir gucken eine Weile den Wellenreitern und Kitesurfern zu, aber richtig angenehm ist es nicht, permanent Sand ins Gesicht gepustet zu bekommen.
Nach dem Abendbrot vor dem Bus wandern wir noch an der Steilküste entlang nach Cascais, welches einen schönen Hafen und einige nette Gebäude hat. Am Strand lauschen wir einer Gruppe junger Musiker und schauen melancholisch aufs Wasser.
Cabo da Roca, Sintra
Nach dem Frühstück
wagen wir uns an den westlichsten Punkt Europas und Levke und Papa klettern ein bisschen an der Steilküste entlang während Bente aus sicherer Entfernung beobachtet.
Papa fragt sich, warum die vielen Schiffe am Horizont nicht von der Erdscheibe fallen.
Über enge kurvige Straßen geht es nach Sintra. Leider schaffen wir es nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten anzugucken: Quinta da Regaleira. Dies ist ein sehr beeindruckender Garten mit schlossartigen Bauwerken, Türmen, Brücken, begehbaren Brunnen und Höhlen. Während Papa komplett von seinem Fotografenjob eingenommen ist, versuchen wir uns als Höhlenforscher. Gut, dass man heutzutage immer eine platte Taschenlampe in der Tasche hat (Für die ältere Generation: Handy).
Nazare, Coimbra
Nachdem es den Campingplatz, den wir uns ausgesucht haben nicht gibt, die zweite Option verrammelt ist und der dritte privat ist, fahren wir doch gleich bis Ericeira weiter auf einen leider nicht so tollen Campingplatz. Die haben dort eine sehr interessante Methode die sanitären Anlagen zu putzen: Alles inklusive Decke und Wände einmal mit dem Schlauch unter Wasser zu setzen. Ob die Klos damit besonders sauber werden ist fraglich, aber immerhin man kann auf dem Klo duschen, da es von der Decke tropft.
In Nazare besuchen wir den Strand mit den höchsten Wellen Europas, der sehr beliebt bei der Elite des Big Wave Surfing ist. Im Winter können die Wellen dort 20-30 m hoch werden, da ein Untersee-Canyon direkt vor dem Strand endet. So hoch sind die Wellen leider heute nicht, aber im Surfmuseum sehen wir sehr eindrucksvolle Bilder und Surfbretter von berühmten Surfern, die diese Wellen gemeistert haben.
Levke, als begeisterte Bodysurferin, stürzt sich todesmutig in die nicht 30 m hohen, aber doch sehr großen Wellen. Das Wasser hat wirklich sehr viel Kraft und selbst kniehohe Wellen reißen einen von den Beinen. Bente ist nicht so begeistert und hat schon Angst, dass sie durch Fischschwestern am Grunde des Ozeans ersetzt wird.
Danach setzen wir uns noch ein bisschen an den Strand, lauschen den Wellen und lassen uns von Guru Christian durch eine zweiteilige Entscheidungsmeditation leiten.
Am Abend finden wir in Coimbra noch ein uriges portugiesisches Restaurant, in dem wir sehr leckere portugiesische Kleinigkeiten essen.
Am Morgen geht es vom mittelmäßigen Campingplatz zurück ins regnerische Coimbra.
Beim Besichtigen der ältesten Universität Portugals und einer Kirche werden wir noch von schlimmerem Regen verschont, aber als wir auf die Autobahn Richtung Porto fahren, fängt es an zu schütten. Da der Campingplatz auch nicht besonderes einladend ist und weit vom Zentrum liegt, entscheiden wir uns für ein Hostel.
Zum Glück zeigt sich das Wetter am nächsten Tag wieder von seiner etwas freundlicheren Seite. Mittlerweile haben wir ja auch keine Urlaubswetteransprüche mehr und freuen uns über keinen Regen und etwas Sonne bei 18 Grad.
Wir schlendern durch Porto und schauen uns einige Gebäude von außen an. Unser erster Halt ist die weltbekannte Livraria Lello, die als eine der schönsten Buchhandlungen Europas gilt. Außerdem soll sie J.K Rowling, die einige Zeit in Porto gelebt hat, zu den Harry Potter Büchern inspiriert haben. Leider ist die Atmosphäre nicht so schön, da es sehr voll ist, obwohl man sogar Eintritt bezahlen muss.
Wir gehen über die Brücke, die Porto mit der Nachbarstadt Vila Nova de Gaia verbindet.
Da Papa noch tausende von Fotos vom Fluss Duro und den kleinen ehemaligen Portwein-Schiffchen machen muss, gehen wir schon einmal vor und machen ein Mittagsschläfchen in der Sonne.
Von dem Hügel haben wir einen wunderschönen Blick über Porto.
Unten am Fluss trinkt Papa einen Portwein in einem der vielen „Portweinerien“, wir entscheiden uns lieber für Erdnussbutter-Schoko-Eis.
An Bentes letztem Abend bittet Guru Christian noch um ein Fazit während wir Wein in einer ehemaligen Kirche schlürfen.
Passend zu Bentes Abschied am Donnerstag regnet es in Strömen.
Wir flüchten uns für den Nachmittag ins eher mittelmäßig interessante Barmherzigkeits-Museum.
Als wir am Abend nördlich von Porto ankommen regnet es zum Glück nicht mehr.
Das kleine Örtchen ist sehr schön an einem langen Strand mit Dünen gelegen, aber ziemlich heruntergekommen.
Obwohl es sechs Restaurants gibt (die alle ihre besten Tage schon lange hinter sich haben) stellt es sich als schwer heraus ein vegetarisches Essen zu finden.
Am Ende gibt es Suppe, Brot und Salat für Levke und kleine Fische mit allem Drum und Dran (inklusive Kopf) für Papa.
Von Weitem haben wir an der Küste entlang eine große Stadt in der Ferne erspäht und entscheiden uns am nächsten Tag dahin zu wandern.
Die Stadt stellt sich als Scheinriese heraus und als wir nach gut zwei Stunden ankommen, ist es doch eher ein kleines Städtchen.
Mit Kloster, Aquädukt und riesigem Markt gibt es sogar mehr zu sehen als wir erhofft hatten.
Auf dem Rückweg stürzt sich Papa noch heldenhaft ins kalte Wasser. Eine große Ehre, dass er mit mir baden war, da er ja eigentlich ein Gutwetter-Schwimmer ist.
Väterchen, wir fanden es sehr schön so spontan einen Teil deiner Reise miterleben zu dürfen!
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