Schlechtes Wetter
Nachdem Levke und Bente abgeflogen sind, fahre ich auch weiter.
Eigentlich war mein Plan, nach Santiago de Compostela zu fahren.
Ich habe aber langsam die Nase voll vom schlechten Wetter und die Aussichten für Santiago sind einfach zu herbstlich.
Levke und Bente haben sich ja noch vorsichtig geäußert.
Nur mal so zum Nachfühlen: am Tag, an dem wir in Porto ankamen, hat es geregnet und die Höchsttemperatur lag bei 15°C, in Hameln hatten wir am gleichen Tag 30°C!
Morgens zum Frühstück, dass wir natürlich wegen des Regens im Bus gegessen haben, habe ich die Standheizung eingeschaltet.
Das ist mir davor das letzte Mal an meinen ersten Tagen in Italien passiert!
Ich überlege in meiner Sehnsucht nach Sonne und Wärme sogar kurz (und lasse mir von Levkes spanischer Kollegin Tipps geben), meine Küstenroute zu verlassen und ins spanische Inland zu fahren.
Camping la Paz
Soweit kommt es dann aber doch nicht, stattdessen fahre ich nach Nordspanien.
Die Hamelner, die ich in Porto Covo getroffen habe, hatten mir einen Campingplatz empfohlen, etwa 80 km westlich von Santander.
Tatsächlich wird das der am schönsten gelegene Platz der gesamten Reise.
Zunächst bedeutet das aber über 600 km Fahrt und ein weiterer Wendepunkt.
Jetzt drehe ich den Bus-Bug, in etwa, in Richtung nach Hause.
Tatsächlich denke ich auf der Autobahn Richtung Osten kurz, dass ich jetzt auch durchfahren könnte.
Liegt es daran, dass Levke und Bente abgereist sind und sich dadurch eine gewisse „Abschluß-Stimmung“ breitmacht?
Liegt es daran, dass ich mein zweites Hauptziel neben Italien, Portugal, nun hinter mir gelassen habe?
Liegt es am schlechten Wetter?
Oder bin ich einfach reisemüde?
Ich vermute, es ist von allem etwas dabei.
Aber ich habe immer noch über zwei Wochen, die möchte ich auch ausnutzen, ein paar Ziele stehen noch auf meiner Wunschliste.
Warum ist dieser Beitrag mit dem Namen des Campingplatzes überschrieben?
Weil es da sonst nichts gibt.
Dafür ist die Lage des Campingplatzes fantastisch!
Er liegt direkt an einer Steilküste über dem Meer.
In der Mitte senkt sich das Gelände zu einem breiten Strand.
Der ganze Platz ist in Terrassen angelegt.
Zwischen den einzelnen Bereichen und hinunter zum Meer gibt es kleine, verwunschen anmutende Stege und Treppchen.
Ich beziehe einen Platz unten, in der Nähe des Strandes.
Außer mir sind hier nur 3 weitere Busse, große Wohnmobile kommen wohl den steilen, engen Zufahrtsweg nicht hinunter.
Nach ein paar Tagen bin ich in diesem Bereich ganz allein.
Nur der Weg zum Sanitärhaus ist weit und führt steil bergauf.
Dafür hat man vom Frühstück bis zum Sonnenuntergang einen tollen Blick.
Camino del Norte
Direkt am Campingplatz vorbei für die nördliche Küstenvariante des Jakobsweges, der Camino del Norte.
Ich nutze die Gelegenheit und wandere einige Stunden auf dem Weg nach Westen, in die kleine Stadt Llanes.
Für die Gefahren, die ich dabei erdulden muss,
entschädigt mich die schöne, sehr grüne Küstenlandschaft.
Für den Rückweg nutze ich den Zug.
Es ist eine kleine Bimmelbahn, die im Dörfchen Pendueles hält, ca. 15 Gehminuten östlich vom Campingplatz.
Ich löse also ein Ticket nach Pendueles, der Schaffner fragt mich: „Pendueles?“, ich sage „si!“, wir erreichen Pendueles, der Zug fährt langsamer – setzt dann aber seine Fahrt ohne anzuhalten fort!
Ich suche den Schaffner und erkläre im entrüstet, dass der Zug nicht angehalten hat.
Er spricht kaum Englisch, „no Pendueles, Colombres“, als wäre es ganz richtig, dass hier und da mal eine Station ausgelassen wird.
In Colombres halten wir dann tatsächlich und ich gehe noch mal zwei Stunden zurück, um Camping La Paz zu erreichen.
Dieser Teil des Camino del Norte ist nicht gut ausgeschildert, ich wate durch matschige Kuhweiden, bekomme aber auch tolle Blicke auf die Küste.
Das Wetter bleibt durchwachsen, trotzdem verbringe ich hier einige Tage, die Gegend ist einfach zu schön.
Bei schlechtem Wetter sitze ich auf der Terrasse des Campingplatz-Cafés mit tollem Blick über das Meer, wenn der Wind gar zu heftig weht, gibt es innen einen spektakulären Blick auf die Küste.
Dann locken aber doch drei weitere Ziele und ich ziehe weiter: Bordeaux, die Bretagne und zu Hause :-).