Barcelona

Campingplatz

Seit 4 Wochen und 5 Tagen haben wir uns nicht gesehen – eine halbe Ewigkeit!! Ich freue mich wie verrückt auf meinen Besuch bei Christian und als ich am Gepäckband stehe, fühle ich mich wie bei unserem ersten Date – total aufgeregt!!

Nach erster inniger Wiedersehensbegrüßung und Begutachtung meines Freundes (er sieht toll aus!! Gebräunt und mit einer gewissen Lässigkeit…) fahren wir mit Bus und Bahn zu unserem Campingplatz in Barcelona, 8 Gehminuten von der Bahnstation und 25 Minuten bis zum Placa de Catalunya entfernt, dem Herzen der Stadt.

Der Platz liegt auf einer leichten Anhöhe quasi direkt am Meer, nur durch Straße und Bahnlinie getrennt.

Christian zeigt mir voller Stolz sein neues Zuhause – wie er sich eingerichtet hat, wo was liegt und steht und wir trinken zur Begrüßung auf der „Terrasse“ erst mal ein Tässchen Rotwein und Limoncello (ein Geschenk an mich aus Italien!) – natürlich stilecht aus Plastikbechern!
Den Rest des Abends verbringen wir in der Nähe auf einer Art Bolzplatz, auf dem die Tapasbar einige Tische aufgestellt hat (der Spanier denkt offensichtlich pragmatisch) – aufgrund des Feiertages St. Jordi hat Vieles in der Umgebung geschlossen.
Das spanische Bier schmeckt hervorragend und der Rest auch!

Schon jetzt habe ich mich an die Vorstellung, die nächsten Tage im Bus zu leben und womöglich auf etwas Komfort zu verzichten, vollends gewöhnt und finde es großartig!

Radtour

Für Dienstag haben wir eine Radtour mit einem deutschsprachigen Guide (er ist Italiener!) gebucht und erkunden mit 3 anderen Deutschen die Stadt.
Bauwerke von Antoni Gaudi wie die Sagrada Familia, Casa Mila und Casa Battlo, das Olympische Viertel (hier wurden anlässlich der Olympiade 1992 8 km künstlicher Strand aufgeschüttet! Ab da ging es mit dem Tourismus in der Stadt erst richtig los), die Ramblas (übersetzt: ausgetrocknetes Flussbett; bis heute ein Treffpunkt für Jung und Alt als Ort der Kommunikation, aber auch bei Taschendieben sehr beliebt! Wir bekommen den Tipp, auch im Restaurant niemals ein Handy einfach so auf den Tisch zu legen…), wunderschöne große Plätze, in deren umliegenden Gebäuden sich früher ein Kloster oder ein Krankenhaus befand, das gotische Viertel mit verwinkelten, urigen Gassen mit endlosen Tapas-Bars und netten kleinen Lädchen, Triumphbogen (nicht nur Paris hat einen!), die älteste Markthalle Barcelonas „Mercat de la Boqueria“ uvm.

Wir sind beeindruckt von der Architektur und der Vielseitigkeit der Stadt!
Die Lebendigkeit der Spanier jeden Alters von früh bis spät in die Nacht (vorzugsweise mit vielen Kindern und Hunden) steckt uns an.

Sagrada Familia

Am späten Nachmittag besichtigen wir die Sagrada Familia, ein Jahrhundertbauwerk von beeindruckender Größe und Schönheit.
Allein die Krypta ist 10m hoch und hat die Größe einer Kleinstadtkirche. Das Licht, dass durch die bunten Fenster hereinfällt, ist atemberaubend – eine ganz besondere Stimmung, wenn man von den hunderten Touristen im Innern der Kirche einmal absieht!
Seit über 100 Jahren wird an ihr gebaut und man strebt eine Fertigstellung für 2026 an, dem 100. Todestag Gaudis.
Das wird von den Spaniern allerdings bezweifelt – derzeit stehen erst 5 von 18 Kirchtürmen!!

Wir essen gut und günstig in einer Tapasbar an einer sehr befahrenen Straße, aber mit kultiger Atmosphäre mit Blick auf schöne Jugendstilhäuser (wir haben uns schon überlegt, dass wir es in einer netten Altbauwohnung mitten im Zentrum gut mal ein Jahr aushalten würden – Sponsoren melden sich bitte unter www.cortlieb.de )

In einer anderen Bar trinken wir unsere erste (und beste) Sangria.
Zufrieden wanken wir gegen 23 Uhr nach Hause.

Park Güell

Nach einem gemütlichen Frühstück unter der Markise

(ich schlafe hier erstaunlich gut!) fahren wir bei blauem Himmel zum Park Güell und bestaunen Gaudis Bauwerke.
Er wollte im Jahr 1900 einen Wohnpark für 60 betuchte spanische Familien bauen; mangels Kaufinteresse wurden nur 3 Häuser und eine offene Markthalle, die an eine Kirche aufgrund der 86 Säulen erinnert, gebaut.
Schon das Pförtnerhaus gleicht einem kleinen Palast und das gesamte Gelände gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Gaudi verarbeitete in seinen Mosaiken stets Abfälle von Keramikfabriken und nahm sich die Natur als Vorbild seiner Bauwerke (z.B. Kirchensäulen, die an Baumstämme mit Verzweigungen in die Baumkrone erinnern, Tier- und Pflanzenformen etc.).

Oben auf dem Gipfel des Hügels angekommen, halten wir im Halbschatten mit Blick auf die Stadt ein gemütliches Picknick ab (mit Estrellabierdosen, Oliven, Crackern und Aioli) – was braucht man mehr?!

Stadtleben

Wieder in der Stadt angekommen, shoppen wir ein paar Oberteile für Christian (er sieht sehr cool in seinem neuen Hemd aus, fast wie ein Spanier!) und lassen den Abend in einer gemütlichen Tapasbar ausklingen (natürlich an frischer Luft) – Absacker in anderer Bar versteht sich von selbst.

Am Donnerstag schlendern wir bei bestem Wetter die Ramblas runter zum Hafen (das ist das coole an der Stadt: man ist innerhalb kürzester Zeit vom Zentrum im gotischen Viertel am Strand!), vorbei am Kolumbusdenkmal (dieser wurde 1493 nach seiner Rückkehr aus Amerika vom spanischen König in Barcelona empfangen), hin zur High Society von Barcelona. Wir staunen über die Wahnsinnsyachten, die mehrere -zig Millionen kosten müssen und genießen eine Mischung aus Luxus aus der Ferne – leider hat uns niemand an Bord gebeten – Straßenhändlern mit gefälschten Markenklamotten (wenn die Policia kommt, packen sie hektisch alles ein und verstecken sich hinter dem nächsten Busch und kommen, kaum sind die Polizisten vorbeigebummelt, aus ihrem „Versteck“ wieder hervor) und kultiger Straßenmusik, die für super Stimmung sorgt (ich denke an Julius, der sich hier mit seiner Trompete bestimmt auch sehr wohl fühlen würde ).

Am Nachmittag machen wir ein Strandpicknick mit den besten Focaccias ever und Oliven und natürlich darf das Estrellabier auch hier nicht fehlen!
Wir sehen eine Braut, die ihren Brautstrauß wirft und ein dahergelaufener Typ ihn fängt und mit ihm wegrennt (unter Kreischen der ganzen potenziellen zukünftigen Bräute!), einen jungen Mann, der von der Polizei verhört wird, weil sein Hund unangeleint am Strand herläuft, einen Sandskulpturenbauer, der mit äußerst unfreundlichen Worten und dabei sehr grimmig dreinschauend seine Bewunderer dazu auffordert, „some coins“ in seine Pappschachtel zu werfen, Mojito-to-go-Verkäufer, Massage-to-go-Angebote und vieles mehr. Es ist eine herrlich ausgelassene Stimmung unter den Strandbesuchern und Flanierern auf der Strandpromenade und man meint nicht, inmitten einer 1,6-Millionenstadt zu sein!

Abends gönnen wir uns Cocktail und Tapas auf der Dachterrasse des Historischen Museums, mit traumhaften Blick auf den Hafen und die Berge.
Der Cocktail war klein und teuer aber der Blick war es wert…
Nach einem kitschigen Sonnenuntergang ziehen wir weiter zur nächsten Bar…

 

Sitges

Wir entscheiden uns, am Freitag weiter nach Sitges zu fahren, der Abschied am Samstag naht, wir haben fürs Erste genug vom Großstadttrubel und wollen uns am Strand und in der Altstadt von Sitges etwas ausruhen!

Nach 40 Minuten Busfahrt (das „Bus klarmachen“ funktioniert super, als wären wir ein eingespieltes Team, das sein Leben lang im Bulli umhergetingelt wäre. Ich habe die Prüfung mit Bravour bestanden!) kommen wir auf einem supergepflegten, superfreundlichen, supergemütlichen Campismo an und beziehen nach herzlicher Begrüßung und Einweisung auf Englisch (keinesfalls eine Selbstverständlichkeit!) unseren neuen kuscheligen Platz unter einem Olivenbaum (hach, ist das romantisch!!).
Mir kommt die Idee, zu verlängern, weil der Platz eine derart positive Atmosphäre ausstrahlt, dass es sich nicht gut anfühlt, morgen schon zu fahren…

In der App meiner Fluggesellschaft lese ich, dass „mein Flug morgen leider nicht durchgeführt werden kann“ – ich könnte umbuchen oder das Geld zurückverlangen. Da muss ich nicht lange überlegen! Amor möchte, dass ich bleibe, so buche ich nach einigen technischen Schwierigkeiten (Homepage und Hotlines sind aufgrund des Fluglotsenstreiks in Marseille hoffnungslos überlastet) erfolgreich ohne Zusatzkosten auf Montag um – 2 weitere geschenkte Tage, da meint es aber jemand gut mit uns!

Sitges ist eine Kleinstadt, in der bereits in der Steinzeit die ersten Menschen lebten.
Sitges ist neben Madrid und Barcelona eine Szenehochburg für Schwule, mit tollen Cafés, besonderen Gay-Herrenausstattern und -Clubs. Bis 1979 landeten Schwule und Lesben in Spanien unter Franco manchmal im Kerker, seit 2005 dürfen sie heiraten und Kinder adoptieren.
Hier gibt es auffällig viele hübsche Männer (auch Frauenpaare, aber nicht so viele).

Es gibt eine alte Kirche, eine sehr schöne Altstadt, viele Jugendstilgebäude, 17 (!) Strände und viele Luxusvillen (hier würden wir auch gerne leben, Spendenanschrift siehe oben).

Das Flair dieser Stadt ist einfach nur schön!
Wir verlieben uns sofort und genießen 3 weitere Tage hier bei leckerem Essen, Sangria, Vino tinto, „Rolls – the new experience of icecream“ (solltet ihr es je irgendwo sehen: unbedingt probieren!!) und traumhaftem Wetter.

Ich bestehe darauf, auch einmal im Bus zu kochen – so gibt es am Freitag Spaghetti mit Tomatensauce und köstlichem Roséwein von Maria, der Kioskchefin.
Es ist köstlich!

 

Abschied

Montagmorgen heißt es dann um 7.20 Uhr am Barcelona Airport endgültig: Adiós amigo ☹

Es war eine traumhaft schöne Zeit mit dir, ich laufe in Hameln die ersten Tage wie Falschgeld herum und schaue sogar wieder nach Flügen in Richtung Portugal!
Doch so günstig wie nach Barcelona könnte ich im Juni nicht fliegen, so verwerfe ich schweren Herzens meine Idee, gleich den nächsten Aufenthalt zu buchen.

Ich habe es sehr genossen, dich auf einem kleinen Teil deiner Reise begleiten zu dürfen und freue mich schon jetzt riesig auf unser Wiedersehen Ende Juni und unseren Campingurlaub an der Müritz (falls du dann nicht vom Campen die Schnauze voll hast!)

Du bist voll der coole Proficamper!
Danke, dass du immer die Betten gebaut und uns, Dank Google Maps, stets die richtigen Wege gesucht hast!

Pass weiterhin gut auf dich auf und hab eine gute Zeit – ich liebe dich <3 :-*!

Veröffentlicht in Busfahrt.

7 Kommentare

  1. Ooops- das war aber ein sehr langer Beitrag! Aber in einer Woche passiert eben auch sehr viel…
    Ich denke immer noch sehr gerne an die Zeit mit dir zurück !
    Noch gute 5 Wochen bis zum Wiedersehen- genieß die Zeit

  2. Melanie, das war ein toller Beitrag !
    Wusste gar nicht, dass du so gut schreiben kannst
    Mir kam vieles aus Barcelona noch sehr bekannt vor.

    Wir sehen uns morgen und dir Christian, unbekannter Weise noch eine gute Fahrt und einen tollen Urlaub ☀️

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