Bordeaux, das klingt nach Wein, alt-ehrwürdigen Gebäuden und gediegenen Restaurants.
Das stimmt auch alles, außerdem noch viele junge Leute, Fahrradfreundlichkeit und lebendige Abende und Nächte.
Kurzum – Bordeaux gefällt mir sehr gut.
Aber der Reihe nach.
Am ersten Tag in Bordeaux mache ich wieder eine geführte Fahrradtour, das hat sich bewährt.
Bordeaux ist eine fahrradfreundliche Stadt. Es gibt sehr viele Fahrradwege und – spuren.
Eine große Brücke über die Garonne ist der Straßenbahn und Radlern vorbehalten.
Außerdem scheinen Fahrradfahrer Narrenfreiheit zu haben, sie fahren kreuz und quer, aber niemand regt sich darüber auf.
Nach der Tour setzte ich mich vor das „Kitchen Garden“, meiner Erfahrung folgend, dass vegetarische Cafés gute Qualität und Atmosphäre anbieten.
Bordeaux ist ein Beispiel für den geglückten Erhalt alter Bausubstanz und behutsamer Restaurierung.
In der gesamten alten Innenstadt sieht man kaum Bausünden und die vielen Sandsteingebäude fügen sich zu einem wirklich schönen Gesamtbild.
An diesem Tag lasse ich es mir richtig gut gehen und esse abends im „A Cantina“, danach gehe ich noch ein bisschen durch die Stadt und trinke einen letzten Cocktail im „La Comtesse“, bevor ich die letzte Metro nehme und zum Campingplatz fahre.
Den nächsten Tag starte ich im „working café“.
Man bekommt für eine stündliche Rate einen Schreibtisch mit Stuhl (wahlweise auch ein Sofa), WLAN, freien Kaffee, Tee, Kuchen, kalte Getränke und Obst.
Es befindet sich mitten in der Altstadt, die Atmosphäre ist konzentriert und entspannt gleichzeitig. So macht Arbeiten Spaß.
Nach getaner Arbeit kommt: ? Richtig, das Vergnügen!
Das besteht in diesem Fall aus der WM-Partie Spanien gegen Portugal.
Die schaue ich einem großen Pub.
Die Stimmung ist gut, mein alter Tour-Spezi Ronaldo und 10 andere Portugiesen (so muss man es wohl sagen) spielen 3:3 gegen Spanien.
Als das Spiel zu Ende ist gibt es Livemusik, ein paar junge Männer spielen Rock- und Pop.
Für meine eigene Gitarristenkarriere nehme ich mit, dass man kein Filigrantechniker sein muss, um die Menge zum Kochen zu bringen.
Am nächsten Tag leihe ich mir ein Fahrrad, um auch entferntere Stadtteile zu erkunden.
Ich fahre über die Garrone
und besuche das „Darwin“, ein alternatives Projekt, das auf einem alten, verlassenen Militärgelände entstanden ist.
Ökologische Nahrungsmittel aus der Region, Künstler, Skater, (wenige) kleine Läden.
Allerdings empfinde ich das Gelände als noch nicht ganz entwickelt.
Die LX-Factory in Lissabon, mit ähnlichem Ansatz, war da deutlich belebter.
Zurück fahre ich über eine Brücke, deren Mittelteil über futuristische, schmale Glaspylone angehoben werden kann, um den Weg für große Schiffe freizugeben.
Dort liegt auch das neue Weinmuseum „La Cité du Vin“, dessen Äußeres an das Fließen von Wein erinnern soll.
Mittags fahre ich in „meinen“ Pub.
Es gibt wieder Fußball, ein Spiel der Franzosen, das darf ich mir in Frankreich natürlich nicht entgehen lassen.
Es ist ziemlich voll, es gibt nur noch Stehplätze.
Als die französische Mannschaft das Siegtor schießt ist der Jubel groß und ein Pub voller junger Leute stimmt die Nationalhymne an.
Ungewohnt für einen Deutschen, in Frankreich fühlt es sich aber nicht komisch an.
Abends nutze ich mein Fahrrad,
um an verschiedenen Orten Aufnahmen vom nächtlichen Bordeaux zu machen.
Danach radle ich zufrieden etwa 30 Minuten durch die laue Nacht, das Wetter wird langsam besser, „nach Hause“.
Am nächsten Tag verlasse ich Bordeaux, das ich als schöne, lebendige und liebenswerte Stadt kennengelernt habe, Richtung Norden.
Dort wartet meine letzte Station (in Wirklichkeit sind es drei), die Bretagne.