an Rom vorbei

An der Amalfi-Küste merke ich, dass ich ein bisschen Ruhe brauche.
Ich glaube, ich habe zu viele beeindruckende Landschaften, großartige Gebäude und chinesische Reisegruppen gesehen.
Ich tue mich erst ein bisschen schwer mit der Entscheidung („wenn ich schon mal hier bin …“), beschließe dann aber, Rom auszulassen.

Als ich dann tatsächlich an Rom vorbeifahre, tue ich das mit frohem Herzen.
Das ist ja auch eine Übung während dieser Fahrt. Jeden Tag neu zu schauen, was ich gerne tun möchte und dann genau das zu tun.
Zugegeben, ich bin einer Situation, die es mir relativ leicht macht, dieses Vorhaben umzusetzen.
Aber so übt man ja auch: erst werden die Akkorde im Wohnzimmer geschrammelt, danach geht es ans Lagerfeuer und erst dann mietet man sich ein Stadion!

Die gewünschte Ruhe bekomme ich dann in voller Dosis.
Der erste Campingplatz hat geschlossen, der zweite ist äußerst dünn besetzt.
Am Tag nach meiner Ankunft ist Sonntag. Damit Wochenende-Ende und aus „dünn besetzt“ wird „äußerst dünn besetzt“.
Auf dem Platz, der so etwa 200 Camper fasst, stehen genau zwei Autos.
Meins und das am gegenüberliegenden Ende des Platzes, dazwischen das Waschhaus, optisch bin ich ganz allein.
Abends gehe ich am Nachbar-Campingplatz eine Pizza essen. Das Restaurant liegt romantisch direkt am Strand.

So viele romantisch veranlagte Menschen gibt es hier um diese Zeit aber noch nicht, ich bin der einzige Gast.
Der Kellner ist trotzdem sehr freundlich.
Am Ende trinke ich den Rest meines Bieres am Strand und sage dem Kellner, er kann ruhig schon zumachen.
Ein weiteres Thema dieser Reise: allein sein oder einsam sein (muss ja nicht das Gleiche sein). Wenn man alleine unterwegs ist, notwendigerweise etwas, mit dem man konfrontiert ist. Hier wird es durch die äußeren Umstände aber nochmal ganz deutlich.
Ich genieße die Ruhe aber und freue mich über meinen stillen, schattigen Platz mit Tisch und Bank.

Außerdem motte ich meine Winterjacke ein (dass ich sie später nochmal wieder auspacken werde, weiß ich da noch nicht – uuuhhh, jetzt wollt ihr aber wissen, wo das sein wird 🙂 ).

Tagsüber mache ich einen Spaziergang in den nächsten Ort. Es ist ein kleiner Ort, trotzdem ist er noch eine Stunde vom Campingplatz entfernt.
Dabei entdecke eine sehr pragmatische Verbindung von Natur und Infrastruktur für die Energieversorgung.

Als ich das Ortschild lese denke ich: siehst du, hier waren die Römer auch.  Dann fällt mir aber ein: hier kommen die (historischen) Römer her!

Nur damit das klar ist, eine italienische „Bar“ ist nicht mit dem zu vergleichen, was wir darunter verstehen.
Morgens frühstückt man dort eine Kleinigkeit (in Italien sind unsere üppigen Frühstücke nicht üblich), nachmittags einen Caffè im Stehen und abends ein Bier und eine Kleinigkeit zu essen. Viele Bars schließen abends.
Also kein schummriges Licht, alkoholische Getränke und frivole Gespräche an der Theke. Nur dass keiner denkt: “ was geht der Typ schon nachmittags in eine Bar?!“

Nach dem das nun klar ist, der Barbesuch wird eine schöne Erfahrung.
Die erste ist geschlossen, durch die Fenster sieht man nichts als einen leeren Raum.
Google hat gesagt: „jetzt geöffnet“, ist doch schön, dass Google auch mal etwas nicht weiß! Google könnte übrigens genug Stoff für einen eigenen Artikel liefern, vielleicht später.
Die zweite (mehr gibt es im Ort auch nicht) ist zwar offen, es ist aber niemand da.
Ich frage vier kickernde Jungs, ob sie Englisch sprechen, drei zeigen auf den vierten. Der holt mir dann auch tatsächlich die Wirtin.
Auf der Terrasse trinke ich einen Café Americano und esse ein leckeres Cornetto (das italienische Hörnchen, nicht das Langnese Eis).
Es kommen ganze Familien vorbei und trinken einen Caffè, Brause und essen Eis.
Am Ende freuen sich die Wirtin und ich darüber, dass wir uns verständigt haben, obwohl sie kein Englisch und ich nur 10 Worte Italienisch beherrsche.
Ich zahle 1,–€ für den Kaffee und einen weiteren für das Gebäck, auch das fühlt sich gut an.
Nicht in erster Linie, weil ich wenig Geld ausgegeben habe, sondern weil ich nicht als Tourist über den Tisch gezogen worden bin.

Nach zwei Nächten bin ich durch die Einsamkeit gestählt für bevölkertere Gegenden und breche Richtung Toskana auf.

 

Das Bild von vom Kolosseum habe ich ausnahmsweise nicht selber gemacht (ich war ja nicht da 😉 ), darum hier der Bildquellen Nachweis:
Katharina Wieland Müller / pixelio.de

Veröffentlicht in Busfahrt.

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