Auf dem Weg nach San José
Nachdem ich Melanie am Flughafen in Barcelona abgegeben habe, möchte ich auch nicht mehr bleiben.
Außerdem ist es noch recht früh, also nutze ich die Gelegenheit für eine lange Etappe.
Portugal lockt und Spanien ist doch ganz schön groß.
Also fahre ich über 750 km nach San José in Andalusien.
Es liegt in der Region um Almeria, die für ihren Gemüse- und Obstanbau bekannt, zum Teil auch berüchtigt ist.
Es ist eine der wärmsten und sonnenreichsten Regionen Europas.
Das prädestiniert sie für den Anbau, genauso wie die Nähe zu Afrika, von wo billige, wohl auch illegale, Arbeitskräfte in die Gegend kommen.
Auch der Einsatz von Pestiziden stand zum Teil in der Kritik.
Es setzt langsam ein Umdenken ein, auch durch kritischere Verbraucher, z.B. in Deutschland.
Jedenfalls fahre ich durch ein Meer von Foliengewächshäusern von der Autobahn Richtung richtiges Meer.
Abends gehe ich noch in den Ort, nur 10 Fußminuten vom Campingplatz.
Der Campingplatz ist nicht sehr groß. Er ist schon recht gut besucht, der 1. Mai ist auch hier ein Feiertag und der Montag davor ein Brückentag.
In der Bar auf dem Platz gibt es abends sogar Livemusik.
Cabo de Gata
An einem der nächsten Tage mache ich eine Wanderung durch den Naturpark Cabo de Gata, der aus Halbwüsten und vulkanischen Bergen besteht.
Die Wanderung ist wunderschön, das Gebiet ist völlig unbebaut, das hat man nicht oft an der andalusischen Küste.
Zunächst geht es durch das schattenlose, steppige Hinterland. Es gibt nur wenig Vegetation, niedrige Palmen und Agaven mit bizarren, hohen Blütenständen.
Zurück wandere ich direkt an der Küste, mal auf den hohen Felsen über dem Meer, mal direkt am Wasser.
Es ist nicht immer klar, wo der Weg läuft.
Eine Strecke hangele ich mich am Felsen entlang, während die Brandung meine Beine überspült.
Als es so aussieht, dass es nicht mehr vorwärts geht, überlege ich zu schwimmen, da ich nicht zurück will, die letzten 100 m haben ungefähr eine halbe Stunde gedauert.
Dann geht es aber doch weiter.
In einer einsamen Bucht (die gibt es hier tatsächlich!) bin ich ganz allein. Kurz entschlossen ziehe ich mich aus, an eine Badehose habe ich nicht gedacht, und springe ins Meer. Das ist noch recht kühl aber nach der langen Wanderung herrlich.
Über eine lang gezogene Bucht komme ich wieder nach San José zurück, treffe eine Ziegenherde und koche mit Rosmarin, den ich unterwegs wild geerntet habe.
Verlängerung
Am nächsten Morgen wache ich mit Kopfschmerzen auf, kann ja mal passieren. Im Laufe des Tages verschwinden sie dann auch.
Abends gehe ich in ein Restaurant, in dem Livemusik angekündigt war.
Der Musiker ist technisch nicht schlecht, wenn auch ein besserer Gitarrist als Sänger.
Aber er beherrscht Spannungsbögen überhaupt nicht.
Statt: „Ansage, kurze Pause, spielen, zack, krach, wumm, fertig, Applaus“, klimpert er vor und hinter den Stücken ein bisschen rum, man weiß nicht: sind das noch Fingerübungen oder schon das Stück?
In der nächsten Nacht wache ich mit Schüttelfrost auf. Ich merke schon, dass es eine milde Nacht ist, aber mein Körper tut so, als ob es kalt wäre.
Morgens bin ich durchgeschwitzt.
Ich fühle mich schwach und lege mich nachdem Frühstück nochmal vier Stunden schlafen.
Die nächsten Tage mache ich nicht viel. Wenn ich einen kurzen Spaziergang ins kleine Stadtzentrum und an den Strand gemacht habe, muss ich mich erst mal auf eine Bank setzten und mich ausruhen.
Eigentlich wollte ich morgen weiter fahren, aber in diesem Zustand bleibe ich lieber hier.
Es dauert noch drei Tage bis ich mich wieder fit für einen etwas längeren Spaziergang fühle.
Nach dem die lange Wanderung vor ein paar Tagen Richtung Westen ging, gehe ich nun in die nächste Bucht im Osten.
Auf dem Rückweg bekomme ich einen schönen Blick auf den Ortskern und den Hafen von San José.
Ich fühle mich wieder fast fit und beschließe am nächsten Tag aufzubrechen.
Ich werde aber zur Sicherheit nur die halbe Strecke bis zu meinem eigentlichen nächsten Ziel, Tarifa, fahren und Zwischenstation in einem Ort namens La Herrudura machen